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Finanzamt Bingen-Alzey

Chronik

Die Außenstelle Alzey stellt sich vor

Die Kreisstadt Alzey liegt im südlichen Rheinhessen, am Schnittpunkt der Bundesautobahn A 61 (Koblenz / Ludwigshafen) und A 63 (Mainz / Kaiserslautern), rd. 35 km von Mainz, 30 km von Worms, 28 km von Bad Kreuznach und 35 km von Bingen entfernt. Sie ist Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Alzey-Worms, die im Rahmen der damals durchgeführten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform aus den bis dahin selbständigen Landkreisen Alzey und Worms entstanden ist.

Die Zuständigkeit des Finanzamts Alzey umfasst das Gebiet des alten Landreises Alzey, bestehend aus der verbandsfreien Stadt Alzey, der Verbandsgemeinde Alzey-Land (24 Gemeinden), der Verbandsgemeinde Wöllstein (8 Gemeinden) und der Verbandsgemeinde Wörrstadt (13 Gemeinden) mit zusammen rd. 83.000 Einwohnern.

Das Finanzamt Alzey gehört zu den Ämtern, die in den Jahren zwischen 1970 und heute wichtige Funktionen verloren haben: 1972 die Betriebsprüfung der gewerblichen Mittel- und Kleinbetriebe, 1976 die Körperschaftsteuerstelle, 1977 die Kraftfahrzeugsteuerstelle, 1979 die Finanzkasse und schließlich 2000 die land- und forstwirtschaftliche Betriebsprüfung. Für die Prüfung der gewerblichen Mittel- und Kleinbetriebe ist heute das Finanzamt Bingen zuständig, die Aufgaben der Großbetriebsprüfung, der Steuerfahndung sowie der Bußgeld- und Strafsachenstelle werden von dem Finanzamt Mainz-Süd wahrgenommen und die Kasse sowie die Kraftfahrzeugsteuer wurden dem Finanzamt Worms angegliedert. Zum 01.09.2001 erfolgte letztlich die Zusammenführung der Finanzkasse Worms zur neu geschaffenen Zentralkasse beim Finanzamt Idar-Oberstein. Die land- und forstwirtschaftliche Betriebsprüfung ist heute beim Finanzamt Bad Kreuznach angesiedelt.

Während die Zahl der Amtsangehörigen nach dem Verlust der Finanzkasse auf 76 gesunken war, sind es heute wieder 89 einschließlich Auszubildende, darunter 39 Damen und 50 Herren. Die starke Arbeitsbelastung lässt sich insbesondere an der Zahl der Einkommensteuerfälle ablesen. Sie sind von 6.922 in 1970 über 11.557 in 1980, 16434 in 1990, auf ca. 19600 in 2000 gestiegen, während sich die Anzahl der Veranlagungsstellen nur von 5 auf 8,5 erhöht hat. Seit 1981 bestehen vier statt bisher drei Sachgebiete des Innendienstes.

Die äußeren Arbeitsbedingungen sind verbessert worden durch den Umbau des früheren Kassenraumes 1983 und die Einrichtung einer Telefon-Durchwahlanlage im gleichen Jahr, die umfassende Modernisierung der sanitären Einrichtungen in den Jahren 1985/86 sowie die Erneuerung und Verbesserung der gesamten Heizungsanlage 1988. Der Umbau der ehemaligen Hausmeisterwohnung, zur jetzigen Vollstreckungsstelle hat zusätzlichen Platz gebracht. Die Vollausstattung des Hauses mit Personalcomputern im Jahr 2001 stellt zur Zeit den Höhepunkt der technischen Verbesserung der Arbeitsbedingungen dar.

Das Finanzamt Alzey im Südosten der Stadt in der Römerstraße/Ecke Nibelungenstraße gelegen, steht auf geschichtsträchtigem Boden. Schon 400 Jahre v. Chr. entwickelte sich mit der Keltensiedlung Altiaia der Namensursprung für das heutige Alzey. 623 Jahre später, nämlich 223 n. Chr., entstand dann zur Römerzeit die in Stein geschlagene Geburtsurkunde der heutigen Stadt, der Nymphenaltar. Auf ihm wird der Name Alzey erstmals genannt. als die Völkerwanderung der römischen Herrschaft am Rhein ein Ende bereitete und Worms zum Hauptsitz des kleinen Burgundischen Reiches wurde, wird auch Alzey wieder erwähnt. Das Nibelungenlied preist als einen der tapfersten Vasallen König Gunthers den Ritter und Spielmann Volker von Alzey, dessen sagenhafte Gestalt der Stadt den schmückenden Beinamen Volkerstadt  gegeben hat. Im Mittelalter war Alzey einige Zeit Residenz der Pfalzgrafstadt. Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte 1277 durch König Rudolf von Habsburg.

Seit etwa 1460 existierte das kurpfälzische Oberamt Alzey mit den Unterämtern Freinsheim und Erbes-Büdesheim und zusammen etwa 90 Ortschaften. Alzey blieb bei der Kurpfalz bis zu den Wirren am Ende des 18.Jahrhunderts. Im Jahr 1797 war das Ende der Kurpfalz gekommen und Frankreichs Herrschaft begann. Das hiesige Gebiet wurde zum Departement Donnersberg (Mont Tonnerre) geschlagen, das mit den Unterpräfekturen Mainz, Kaiserslautern, Speyer und Zweibrücken 37 Kantone umfasste. Einer dieser Kantone war der Kanton Alzey mit 26 Gemeinden. Nach der Niederlage Napoleons und dem Wieder Kongress fiel der Nordteil des Departements Donnersberg 1816 als Entschädigung für abgetretene rechtsrheinische Gebiete dem Großherzogtum Hessen zu. Im Jahr 1818 erhielt das neue Land die offizielle Bezeichnung Großherzoglich Hessische Provinz Rheinhessen. Schließlich wurde durch landesherrliches Edikt vom 04.02.1835 Rheinhessen in die vier Kreise Alzey, Bingen, Mainz und Worms aufgeteilt. Alzey wurde Kreisstadt und Sitz eines Bezirksgerichts.

Als Zeugnis aus der Römerzeit gilt insbesondere das um 370 errichtete Kastell, von dem Teile der Grundmauern erhalten und zu besichtigen sind. An das Mittelalter erinnern die zum Teil noch erhaltene Stadtmauer und das Schloss 1116/18 als Burg errichtet, im 15. und 16. Jahrhundert zum Schloss umgebaut, wie viele andere Burgen und Schlösser am Rhein 1689 von den Franzosen zerstört und in den Jahren 1903 bis 1905 wieder aufgebaut. Das Rathaus von 1586, im Stil der Renaissance errichtet, hat alle Kriege überstanden. Der Wartbergturm, im 13. Jahrhundert als Wacht- und Signalturm für die Burg gebaut, 1945 durch einen Bombenteppich zerstört, 1960 offenbar unfachgemäß instandgesetzt und nach einem heftigen Sturm 1970 wieder eingestürzt, erhebt sich seit 1990 nach einer großen Spendenaktion der Bürgerschaft wieder über der Stadt.

Als Behördenstadt nimmt Alzey eine wichtige Mittelpunktfunktion wahr. Neben der bereits genannten Kreisverwaltung Alzey-Worms finden wir hier Amtsgericht, eine Außenstelle des Arbeitsamts Mainz, Katasteramt, eine Außenstelle der Landwirtschaftskammer und die Verwaltung der Verbandsgemeinde Alzey-Land. In den engeren Bereich der Daseinsvorsorge gehören das Kreiskrankenhaus Alzey und die bereits 1905 in einer großflächigen Parkanlage errichtete heutige Rheinhessen Fachklinik, die mit ca. 700 Betten und einer psychiatrischen und einer neurologischen Abteilung einen weit über Rheinhessen hinausgehenden Einzugsbereich besitzt. Ein Alten- und Pflegeheim in kirchlicher Trägerschaft im Zentrum der Stadt rundet die soziale Infrastruktur ab.

Es gibt vier Grundschulen, eine Hauptschule, eine Sonderschule L, eine Sonderschule G, eine Realschule, drei Gymnasien und eine Berufsbildende Schule.

Alzey auch eine bedeutende Weinbaustadt. Sie besitzt nicht nur das einzige kommunale Weingut in Rheinland-Pfalz, sondern beherbergt sei 1909 auch eine Landesanstalt für Rebenzüchtung, aus der so bekannte Rebsorten wie Faber, Kanzler, Scheu, Sieger oder Huxel hervorgegangen sind.

Im Jahr 1973 hat in Alzey eine umfangreiche Altstadtsanierung begonnen, die das Gesicht der Stadt positiv verändert hat. Um die Kernstadt noch attraktiver zu gestalten, sind Fußgängerzonen geschaffen worden, die ein ruhiges und ungestörtes Einkaufen ermöglichen. Seit einigen Jahren bemüht sich Alzey sehr intensiv um die Ansiedlung neuer Industrie- und Produktionsbetriebe. Auch hier sind gute Erfolge zu verzeichnen.

Betrachtet man den übrigen Finanzamtsbereich, so sind Landwirtschaft und Weinbau dominierend. Der Landkreis Alzey-Worms hat mit 13.000 ha die größte Rebfläche von allen deutschen Landkreisen und daneben einen überdurchschnittlich intensiven Hackfruchtanbau. Während der Anteil des produzierenden Gewerbes niedrig ist, ist der Anteil des Dienstleistungssektors einschließlich Handel und Verkehr wiederum bemerkenswert hoch. Die wirtschaftlichen Verhältnisse in dem Unterzentrum Wörrstadt sowie in den Kleinzentren Flonheim, Gau-Odernheim und Wöllstein stellen sich, allerdings in verkleinertem Maßstab, ähnlich wie die in Bingen-Alzey dar. Wegen dieser Wirtschaftsstruktur müssen noch viele Kreisbewohner zu ihren Arbeitsplätzen im Rhein-Main-Gebiet, insbesondere nach Mainz und Rüsselsheim (Opel AG), auspendeln.

Die Geschichte des Finanzamts Alzey ist noch wenig erforscht. Gesichert ist, dass es im 19. Jahrhundert ein sog. Steuerkommissariat und eine sog. Bezirkskasse gegeben hat. Sie waren in privaten Gebäuden in der Stadt untergebracht, die wegen Kündigung der Mietverhältnisse öfters wechselten. Durch den Wiederaufbau des 1689 zerstörten Schlosses durch den Hessischen Staat in den Jahren 1903 bis 1905 wurde eine größere Anzahl von Räumen zur Unterbringung staatlicher Behörden gewonnen. Dadurch war es möglich, dass das Finanzamt im August 1904 in den Südflügel des Schlosses einziehen konnte. In dieser Zeit sind offenbar auch die hessischen Steuerkommissariate in Finanzämter umbenannt worden. Die Finanzkasse war damals noch eine selbständige dem Finanzamt nicht unterstellte Behörde mit der Bezeichnung Bezirkskasse.

Sie wurde ebenfalls im Schloss untergebracht. Erst mit der Übernahme der Finanzhoheit durch das Reich im Jahr 1919 wurde die Kasse als Abteilung des Finanzamts übernommen. In den 80´er Jahren hat der Schlussstein über der Eingangstür mit der Aufschrift  Großherzogl. Finanzamt / Großherzogl. Bezirkskasse, der bis dahin in einer Ecke des Schlosshofes die Jahrzehnte überdauert hatte, im Hof des heutigen Dienstgebäudes einen Ehrenplatz gefunden.

Der damalige Aufgabenbereich des Finanzamts war gegenüber den heutigen Verhältnissen nicht sehr umfangreich. Die Finanzlage des Staates war im allgemeinen günstig und der Finanzbedarf dadurch verhältnismäßig gering. Das Steueraufkommen an hessischen Besitzsteuern soll sich in den Jahren nach 1900 auf etwa 200.000 bis 300.000 RM jährlich belaufen, der Personalbestand etwa 10 Mann betragen haben. Nach Übernahme der Finanzverwaltung durch das Reich im Jahr 1919 im Rahmen der Erzbergerschen Finanzreform hatte sich auch der Aufgabenbereich des Finanzamts Alzey erheblich erweitert. Der Platz im Schloss reichte bald nicht mehr aus, weshalb in zwei der Stadt Alzey gehörenden Gebäuden in der Schloßgasse weitere Räumlichkeiten angemietet werden mussten. Es wurde deshalb und auch mit Rücksicht auf die Absicht der Reichsfinanzverwaltung, die Finanzbehörden in reichseigenen Gebäuden unterzubringen, schon sehr früh der Plan der Erstellung eines neuen Finanzamtsgebäudes ins Auge gefasst. Aber erst durch Erlass vom 24.01.35 hatte der Reichsminister der Finanzen den Neubau genehmigt. Am 23.04.35 wurde der Kaufvertrag über das 2076 qm große Grundstück in der Römerstraße zu einem Kaufpreis von 12.500 RM abgeschlossen. Im Mai 1935 schrieb das damalige Reichsbauamt Mainz die Rohbauarbeiten aus, am 26.06.35 war der erste Spatenstich und schon am 01.12. des gleichen Jahres konnte Richtfest gefeiert werden. Ende August 1936 war das Gebäude bezugsfertig. Es hatte einschließlich Grund und Boden 216.265,37 RM gekostet.

Am 01.09.36, vor dem offiziellen Dienstbeginn, fand im Geist und Stil der damaligen Zeit ein sog. Betriebsappell statt. Um 07.45 mussten alle Amtsangehörigen einschließlich der erreichbaren Urlauber im Hof des Finanzamts antreten. Der ständige Vertreter meldete die Gefolgschaftsmitglieder, wie die Amtsangehörigen damals hießen, dem Vorsteher als vollzählig zur Stelle. Nach einer kurzen Ansprache des Vorstehers, bei der er von allen Bediensteten, wie die Zeitung am nächsten Tag schrieb eiserne Disziplin, Gehorsam, Kameradschaft und einwandfreies Verhalten innerhalb und außerhalb des Dienstes  forderte, wurde auf dem Gebäude zum ersten Mal die Dienstflagge gehisst. Die offizielle Einweihung fand am 05.09.36 statt. Die Zeitung berichtete ausführlich hierüber und ließ ihre Leser wissen, dass der Präsident des Landesfinanzamts Darmstadt den Schlüssel des Amtes dem Vorsteher übergeben hatte und dieser für sich und seine Gefolgschaftsmitglieder versprach, die Steuergesetze in nationalsozialistischem Gebiet auszuführen. Die Zeitung teilte außerdem mit, dass im Keller des Neubaus drei Luftschutzkeller und zwei Gasschleusen vorhanden waren.

Der bereits drei Jahre später beginnende Krieg brachte auf dem Gebiet der Zuständigkeiten Veränderungen. Das Finanzamt Wörrstadt wurde 1943 aufgelöst und die 20 Gemeinden seines Bezirks dem Finanzamt Alzey zugeteilt. außerdem erhielt es aus dem Bereich des Finanzamts Bingen weitere 10 Gemeinden, womit nunmehr die Grenzen des Amtsbezirks und die des Kreises Alzey identisch waren. Abgesehen von einigen kleineren Korrekturen im Rahmen der Verwaltungsreform 1969 bis 1973 blieb der Amtsbezirk seitdem im wesentlichen unverändert.

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